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„Du bist nicht allein – Hilfe suchen ist richtig!“

  • Autorenbild: Iris Lochner
    Iris Lochner
  • vor 2 Stunden
  • 7 Min. Lesezeit

Manchmal meldet sich der Körper, wenn die Seele schon lange ruft. Müdigkeit, Schmerzen, Angst, Panik, Druck auf der Brust oder Atemnot. Das alles können auch psychosomatische Symptome sein: wenn Körper und Seele gemeinsam leiden. Und genau dann ist es völlig in Ordnung, sich Hilfe zu holen. Niemand muss diesen Weg allein gehen. Es gibt viele Stellen, die zuhören, begleiten und Wege zeigen. Hier findest du einen Überblick, was du tun kannst – Schritt für Schritt.



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„Wenn alles zu laut wird, beginnt Heilung dort, wo Stille und Vertrauen sich begegnen.“



Tipp Nr.1 - Hausarzt oder Hausärztin


  • Vereinbare einen Termin. Schildere möglichst offen deine Beschwerden (körperlich, seelisch – z. B. Schmerzen ohne klaren Befund, starke Müdigkeit, Angst, innere Unruhe, Symptome, die „vom Körper“ kommen und deren Ursache Du nicht kennst).

  • Bitte um eine erste Abklärung: körperliche Ursachen ausschließen oder behandeln (z. B. Schilddrüse, Vitaminmangel, neurologische Befunde).

  • Wenn seelische Belastung oder psychosomatische Zusammenhänge plausibel sind: lass dir eine Überweisung oder Empfehlung geben zu einem Facharzt (Psychiater/in oder Psychosomatiker/in) oder für eine Psychotherapie.

  • Dokumentiere: Wann ging es los? Was verstärkt / lindert? Welche Gedanken und Gefühle sind beteiligt? Das gibt beim nächsten Schritt Orientierung.


  • „Ich merke, dass ich mich seit einiger Zeit sehr erschöpft, ängstlich oder überfordert fühle.“ „Ich habe körperliche Beschwerden, aber ich glaube, es hängt auch mit Stress oder seelischer Belastung zusammen.“ „Ich weiß nicht, ob ich eine Therapie oder Klinik brauche, können Sie mir helfen, das einzuordnen? "Ich fühle mich seit einiger Zeit sehr angespannt / ängstlich / traurig und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.“ „Ich habe Panikattacken / Schlafprobleme / starke Ängste und möchte wissen, welche Unterstützungen es gibt.“ „Ich lebe allein und brauche jemanden, der mir hilft, die nächsten Schritte zu planen.“ „Ich habe Schwierigkeiten, den Alltag zu bewältigen und ich möchte lernen, wieder ruhiger zu werden.“



Schreibe Dir vorher ein paar Stichpunkte auf:


  • Wie lange geht es mir schon so?

  • Was sind die Hauptsymptome: Angst, Schlaflosigkeit, Druck, Schmerzen, Panik...

  • Was wünsche ich mir von der Hilfe?


Du darfst weinen, Pausen machen oder ehrlich sagen: „Ich weiß es nicht genau.“ Das ist völlig in Ordnung, die Profis wissen, wie sie dich dann weiter begleiten können.



Tipp Nr.2 - Fachärztin bzw. Facharzt und Therapeut/in finden


  • Suche eine Fachärztin bzw. einen Facharzt für Psychiatrie oder Psychosomatische Medizin sowie eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten (z. B. Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch oder auch Traumatherapie, je nach Thema).

  • Frage nach: Wie lange sind die Wartezeiten? Gibt es Wartelisten? Wird ggf. kurzfristig ein Krisengespräch angeboten?

  • Vereinbare parallel einen Termin mit einer Psychotherapeutin/einem Psychotherapeuten, auch wenn er/sie erst in ein paar Wochen möglich ist. Der erste Schritt zählt.

  • Erkundige dich nach Tageskliniken oder stationären Kliniken, falls ambulante Therapie nicht ausreicht (z. B. bei stark belastenden Symptomen, Selbstverletzung, Suizidgedanken, chronischen psychosomatischen Beschwerden).

  • Wichtig: Du darfst dir auch zwischendurch Hilfe holen – die Wartezeit ist keine Wartezeit allein, sondern eine Phase, in der du aktiv etwas tun kannst


„Du musst nicht stark sein. Du musst nur echt sein - der Rest geschieht von selbst."


Tipp Nr.3 - Austausch mit Familie / vertrauten Menschen


  • Informiere eine vertrauenswürdige Person (Familie, Freund/in, Lebenspartner/in) über deine Situation: „Ich fühle mich im Moment sehr belastet und möchte mir professionelle Hilfe holen.“

  • Überlege: Wer hört dir zu, ohne zu bewerten? Wann kann ich anrufen oder vorbeigehen, wenn es mir schlechter geht?

  • Aufklärung: Erkläre kurz, dass psychosomatische Erkrankungen hybride Ursachen haben (körperlich + seelisch) – das hilft, dass deine Umgebung versteht, worum es geht und nicht denkt „alles spielt sich nur im Kopf ab“.

  • Notfallplan: Überlegt gemeinsam, was passiert, wenn es dir sehr schlecht geht (z. B. Ansprechpartner/in, nächste Klinik). Das schafft Sicherheit.



Tipp Nr.4 - Überbrückung & Selbsthilfe bis zur Klinik / Therapie


Bis professionelle Therapie oder Klinikaufnahme beginnt:


  • Regelmäßig spazierengehen oder raus in die Natur – der Körper bekommt Zeichen von Bewegung, frische Luft, Licht.

  • Atem- und Entspannungsübungen (z. B. 5 Minuten bewusst atmen, Stille, Augen schließen).

  • Kleine Rituale einführen: z. B. Tasse Tee in Ruhe, Musik hören, Tagebuch schreiben („Heute ging’s so …“) – damit gibst du dir selbst erste Zeichen von Selbstfürsorge.

  • Selbsthilfegruppe besuchen: Der Austausch mit anderen, die Ähnliches erleben, kann kraftgebend sein und man merkt: Ich bin nicht allein.

  • Kleine Alltags-Stabilisierung: Schlafrhythmus so regelmäßig wie möglich, Mahlzeiten bewusst, soziale Kontakte (auch wenn es schwerfällt) pflegen.

  • Notieren: Welche Gedanken oder Gefühle kommen? Gibt es wiederkehrende Körperreaktionen? So bist du vorbereitet für das therapeutische Gespräch.



Tipp Nr.5 - Tages- oder stationäre Klinik


  • Wenn ambulante Wege nicht ausreichen oder Symptome sehr belastend sind – etwa starke psychosomatische Beschwerden, mehrfacher Therapieversuch, eine große Krisenlage dann ist eine Tages- oder stationäre Klinik definitiv sinnvoll.

  • Tagesklinik: du gehst tagsüber hin, erhältst unterschiedliche Therapie-Angebote und kehrst in deine gewohnte Umgebung zurück.

  • Stationäre Klinik: Rund-um-die-Uhr Betreuung, bei akuten Krisen oder hoher Belastung.

  • Vorteil: Struktur, professionelle Teams, oft multiprofessionell (Ärztin/Arzt, Therapeut/in, Physiotherapie, Bewegungsangebote, Gruppentherapie).

  • Hinweis für Angehörige: Es ist kein „Versagen“, sondern ein Zeichen dafür, dass sich jemand selbst ernst nimmt und Rat holt, das verdient Anerkennung.



Tipp Nr.6 - Langfristige Begleitung & Veränderung

  • Therapiearbeit: Die Zeit in der Therapie oder der Klinik markiert immer nur den Anfang. Viele Wege gehen weiter: neue Gewohnheiten lernen, Körper-Seele-Verbindung stärken und Rückfallprävention aufbauen.

  • Verein, Selbsthilfe, Community: Bleibe im Kontakt. Der Weg zur Stabilität ist oft nicht gradlinig, denn Umwege und Rückschläge sind Teil des Prozesses.

  • Eigenverantwortung: du entwickelst mit Therapie und Unterstützung die Fähigkeit, deine Signale wahrzunehmen, rechtzeitig Hilfe zu holen und Ressourcen selbst zu aktivieren.

  • Hoffnung & Geduld: Veränderung braucht Zeit. Die Tatsache, dass du dich auf den Weg machst, beweist, dass in dir bereits die Kraft zur Veränderung lebt.



Konkrete Unterstützungsangebote im Raum Euskirchen



Selbsthilfegruppen im Kreis Euskirchen



  • Selbsthilfe‑Kontaktstelle Kreis Euskirchen – Kontakt: Tel. (0 22 51) 8 66 28 08 oder 01 72 2 14 58 97. Vermittelt Selbsthilfegruppen zu psychosozialen Themen.

  • Selbsthilfegruppe Depression & Angst Euskirchen – wöchentliche Treffen: Donnerstags, 17:30 –19:00 Uhr. Thema: Depression, Kindheitstrauma, PTBS.

  • Selbsthilfegruppe Depressionen + Angst 1 Euskirchen – offen für Menschen mit Depressionen und Angstzuständen.



  • Sozialpsychiatrischer Dienst Kreis Euskirchen

    Adresse: Jülicher Ring 32, 53879 Euskirchen. 

    Telefon: 02251-15 466 (Sekretariat) 

    E-Mail: sozialpsychiatrischer.dienst@kreis-euskirchen.de 

    Diese Stelle bietet kostenlose Beratung bei psychischen Erkrankungen, Krisen und suchtbezogenen Themen.




Wenn du warten musst – bleib nicht allein


Die Zeit bis zur Therapie oder Klinik kann schwer sein. Aber sie ist keine leere Zeit, sie ist dein Weg zurück zu dir. Du darfst dir Ruhe gönnen, reden, weinen, lachen, fühlen, Spazierengehen, Tiere streicheln, Tee trinken, atmen, beten etc. Und du darfst jederzeit um Hilfe bitten.

Wir vom Schafsfreunde e.V. begleiten dich auch, wenn du möchtest. Unser Platz inmitten der Natur lädt dich ein, durchzuatmen, dich zu spüren und ein Stück Last loszulassen. Zwischen Schafen, Ziegen, Hasen und alten Bäumen findest du Ruhe, Nähe und Vertrauen.


Wenn du möchtest, kannst du dich telefonisch bei uns melden oder einfach vorbeikommen, um neue Kraft zu schöpfen. Wir teilen unsere Erfahrungen, Listen mit Kliniken und Ärzten im Raum Euskirchen und Bad Münstereifel und nehmen uns Zeit für Gespräche, die gut tun und entlasten. Außerdem bieten wir Klangreisen und kleine Impulse, die helfen können, wenn dich Panik oder Unruhe treffen. Für Momente, in denen du wieder mehr Ruhe spürst, durchatmen kannst und dich etwas sicherer fühlst.




Zurück in deinen Körper

(ca. 10 Minuten, empfohlener Duft: Neroli oder Lavendel.)


Wenn die Angst plötzlich da ist, wenn dein Herz rast und du das Gefühl hast, du verlierst dich – dann ist das kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Zeichen dafür, dass dein Körper gerade versucht, dich zu retten – nur hat er das Ziel verloren. Also holen wir ihn jetzt zurück. Ganz langsam. Gemeinsam.


Drücke deine Füße fest in den Boden und spüre den Widerstand. Zähle dabei leise: eins … zwei … drei … vier. Dann löse kurz den Druck und wiederhole die Bewegung. Dieses rhythmische Pressen sendet deinem Nervensystem klare Signale: Hier ist Boden. Ich bin im Körper. Ich habe Einfluss. Nach einigen Wiederholungen merkst du, wie der Körper antwortet, nicht sofort ruhig, aber anwesend.


Lege nun eine Hand auf deinen Brustkorb, die andere auf den Bauch. Drücke leicht oder klopfe sanft in gleichmäßigem Tempo – wie ein Herzschlag, den du dir selbst gibst: bumm … bumm … bumm. Diese kleine Geste aktiviert deinen Vagusnerv, den inneren Beruhigungsnerv. Sage dir leise: „Ich bin hier. Ich spüre mich. Ich halte mich.“


Wenn du in Panik bist, kannst du oft nicht bewusst atmen, also lasse deinen Atem dich wiederfinden. Atme einfach aus, so gut du kannst, und warte. Der Einatem kommt von allein. Er findet den Weg. Verlängere nun den Ausatem ein wenig – ohne Zählen, nur langsamer loslassen, als vorher. Wie ein leiser Seufzer. Nach einigen Atemzügen wird sich etwas verändern – nicht plötzlich, sondern sanft, wie ein Weicherwerden in der Brust. Das ist dein Parasympathikus, dein innerer Ruhe-Schalter. Währenddessen baut dein Körper Stresshormone ab, Adrenalin oder Cortisol. Das dauert etwa fünfzehn Minuten. Du kannst sie nicht wegdenken, aber du hilfst ihnen, sicher abzufließen – durch Bewegung, Atmung und Berührung. Es ist kein Zauber, es ist Biologie. Dein Körper beginnt, sich selbst zu beruhigen.


Wenn deine Hände frei werden, forme mit den Fingern kleine Kreise – Daumen gegen Zeige-, Mittel-, Ring-, Kleinfinger. Langsam, nacheinander. Diese feinen Bewegungen lenken die Aufmerksamkeit in den Moment. Das Gehirn erhält wieder klare Signale aus der Gegenwart, und allmählich kehrt Klarheit zurück. Flüstere dabei, wenn du magst: „Ich bin in Sicherheit. Mein Körper darf sich jetzt entspannen.“ Diese Worte sind nicht zum Denken sondern sie sind zum Spüren.


Nimm nun dein ätherisches Öl, führe es langsam zur Nase und atme den Duft tief ein. Neroli oder Lavendel wirken direkt auf die Amygdala, den Angstkern im Gehirn. Schon nach wenigen Atemzügen sinkt dort die Aktivität messbar. Stell dir vor, der Duft legt sich wie Licht in deinen Brustraum – mit jedem Einatmen etwas mehr helles Licht und mit jedem Ausatmen ein Stück Dunkelheit hinaus.


Wenn dein Atem ruhiger wird, lege die Hand wieder auf dein Herz. Spüre, dass es noch schlägt – nicht gegen dich, sondern für dich. Dieses Herz wollte dich schützen, als du Angst hattest, und jetzt darf es lernen, dass du sicher bist. Sage leise: „Danke, dass du so schnell reagierst. Du darfst dich jetzt ausruhen.“ Bleib einen Moment so – nichts erzwingen, nur fühlen, wie es wieder etwas weiter in dir wird.


Zum Schluss bewege sanft die Zehen und Finger, strecke dich, reibe die Handflächen gegeneinander und lege sie über die Augen – dunkel, warm, schützend. Dein Nervensystem speichert solche Momente. Jedes Mal, wenn du das übst, lernt dein Körper: Es gibt einen Weg in die Ruhe. Panik ist kein Feind. Sie ist eine Welle, die ruft: „Ich brauche Halt.“ Und du hast ihr diesen gerade gegeben – mit Atem, Berührung, Wissen und Duft. Bleibe noch einen Augenblick, atme, und wisse: „Ich bin nicht die Angst – ich bin der Mensch, der sie beruhigen kann.“




 
 
 

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